erzählt die Geschichte der Gesangsgruppe Sweethearts of Rhythm, einer Girl-Group, die seit ihren Anfängen als kleine Mädchen bei Front-Shows und in Soldatencamps zur Truppenbetreuung aufgetreten sind. Die Sweethearts of Rhythm sind die Schwestern Kim, Ronnie und Diedrich. In ihrer legendären Besetzung Bassgitarre, singende Säge und Gesang waren sie an allen wichtigen Fronten im Einsatz, gewährten tausenden der Jungs, die sich um sie drängten, einen letzten begehrenden Blick und machten ihnen Mut für den Kampf.
Sie waren in der Normandie, und in Korea und in Vietnam. Und sie waren '45 in Neapel, als sie diejenigen trösten sollten, für die der Krieg noch nicht vorbei war, sondern die weiter nach Japan mußten. Es war Diedrich, die dort der Menge von der Bühne herab die Meldung vom Oberkommando vorlas (nachdem sie sich erst geweigert hatte, weil sie es für einen der üblichen Scherze hielt), dass auch der Krieg mit Japan vorbei war - es war der 6. August '45 -, und eine ganze Weile niemand der Soldaten ihr glauben wollte.
Ihre schwärzeste Stunde erlebten die Sweethearts, als ihre älteste Schwester Patsy, die vierte im Bunde, die bis dahin ihre Auftritte organisiert und all die kleinen und großen Probleme gemanagt hatte, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Bis heute konnten die Umstände des Unglücks nicht restlos geklärt werden und als Kim, Ronnie und Diedrich nach langem Warten auf die überfällige kleine Maschine ihre schlimmsten Vorahnungen bestätigt bekamen, unterbrachen sie die Proben für die erste Show und fuhren zur Absturzstelle, ein kahles und vereistes Feld.
Es mußte die Maschine in der Luft zerrissen haben, was Vermutungen nahelegte, sie sei beschossen worden, denn alles, was sie von Patsy auffinden konnten, war ihr rechter Arm mit einem Stück von der Schulter und ein Teil ihres Hinterkopfes.
Die Sweethearts waren nicht nur geschockt und ratlos, tatsächlich sollte sich der Tod der vierten Schwester als Wendepunkt ihrer rastlosen Karriere herausstellen. Unfähig, über diesen Schicksalsschlag hinwegzukommen, absolvierten sie ihre Auftritte in Korea mehr schlecht als recht. Sie wirkten fahrig und zerstreut, versangen sich an bislang traumwandlerisch gemeisterten Stellen, vermasselten die Pointen ihrer ältesten Witze und waren mehr nicht in der Lage, den Anforderungen der Massen standzuhalten.
VIOLA: Es war Kim, die ungewollt den Epilog auf das bisherige Bühnenleben der Gruppe sprach, als sie bei einem Auftritt, der sich als der letzte der Schwestern herausstellen sollte, nach einer mißglückten Einlage ans Mikro trat. Es war die Nummer gewesen, bei der sie den linken Träger ihres Kleider reißen ließ, der sich dann in den Zähnen ihrer singenden Säge verfing, was später, während sie weiterspielte und so tat, als würde sie nichts merken, bei der Schlußattacke auf die Säge ihr Kleid in zwei Hälften teilte, worauf ein fleischfarbener Body sichtbar wurde. Die Gerüchte über diesen Höhepunkt waren ihnen stets vorausgeeilt, doch dieses Mal hatte Kim vergessen, sich nach Patsys Beerdigung umzuziehen, und die Jungs fingen nun an, ihrer Enttäuschung über den Auftritt Luft zu machen. Kim versuchte zu retten, was nicht zu retten war, und trat ans Mikrofon:
Mein ganzes Leben lang, in jedem Hubschrauber in dem ich saß, habe ich mich gefragt, ob Mädchen beim Flug über Feindgebiet sich auch auf ihre Helme setzen sollten, so wie die Jungs es tun. Ich meine, es ist höllisch laut in so einem Ding, trotzdem der beste Ort, um zu überlegen, und Diedrich redet mit sich selbst vor lauter Aufregung und Ronnie singt im Schlaf, und ich stelle mir diese Frage. Hat jemand von euch eine Antwort? Ich meine, ergibt das einen Sinn?
Schon während sie sprach, hatte es ungute Bewegungen unter den Jungs gegeben. Sie hatten angefangen, sich hin- und herzuschieben, als ob sie das Ende der Show ahnen würden und wüßten, dass dies der letzte Auftritt der Sweethearts werden würde, und mit einem Mal brach die Hölle los. Hätte Diedrich nicht die ganze Zeit über ihre Augen geschlossen gehalten und den Hubschrauber herbeigewünscht, der sie bislang immer aus solchen Situationen gerettet hatte, die Geschichte wäre anders verlaufen. Doch so vermischte sich der Lärm, den die Jungs machten, mit dem rhythmischen flap-flap des Rotors und die Mädchen entkamen glimpflich, obwohl sie die spärlichen Überreste von Patsy bei ihrer überstürzten Flucht zurücklassen mußten, was sich später als einer der Gründe für ihr Zerwürfnis herausstellen sollte.
Die Sweethearts gingen, nach vielen Jahren im Frontbiz, getrennte Wege, doch nun kommen sie für einen letzten Auftritt noch einmal zusammen:
an der Front der Operation Rescue - oder, um (wie Diedrich es stets ist) genau zu sein: kurz hinter der Front der Operation Rescue - werden sie ein letztes Mal ihre legendäre Show The Big Beat zeigen, eine Camp-Operette mit Gesang, Tanzeinlagen, Zaubernummern und kleinen Geschichten. Zwischen den Auftritten machen die Mädchen Ausflüge entlang der Demarkationslinie, studieren den Frontverlauf und die wechselnden oder variierenden Strategien der Kämpfe. Sie versuchen, hinter das Wesen von Operation Rescue zu kommen, Absicht und Sinn herauszufinden, während die Geschosse über sie hinwegfliegen.
Was ist Operation Rescue?
- Mit:
- Karolina Sauer, Antje Schulz, Viola Seiffe, Claudia Splitt, Natalie Welch
Thomas Fichter (Kontrabass), Matthias Lorenz (Cello), Christoph Reimann (Klarinette) - Text, Musik, Regie:
- Albrecht Kunze
First (We Take Manhattan): Leonard Cohen - Redaktion:
- Barbara Schäfer, Herbert Kapfer
- Produktion:
- Bayerischer Rundfunk 1995, 53min
- The Big Beat erzählt
- Ihre schwärzeste Stunde erlebten die Sweethearts
- Beat 1
- Hi, ich bin Diedrich
- He Hit Me
- Beat 2 / Wir trafen uns während des Krieges
- Beat 3
- Ich meine: Patsy hat es nicht geholfen
- Tanz Der Luftwaffenhelferinnen
- Some Girls
- I Said 1
- I Said 2 / Die Show findet statt inmitten eines Schutzringes von Panzern
- Uuh, das ist der Tanz der Luftwaffenhelferinnen
- I Am In Heaven, Now
- So ähnlich hörte es sich an, als wir die Demarkationslinie entlang gingen
- Twenty Years Of Boredom
- Mir gegenüber achttausend Jungs
- Beat 4 / Hi, ich bin Connie Francis
- Dies ist nicht unsere letzte Nummer für heute
- First